Interview mit Christian Gute

Die DreamHack Leipzig als Treiber der deutschen eSport-Branche

Daniel Luther, Projektleiter eSport beim ESB Marketing Netzwerk konnte mit Christian Gute, Abteilungsleiter Strategische Akquisition und Neuproduktentwicklung bei Leipziger Messe GmbH über die Hintergründe, Ziele und Ideen der DreamHack Leipzig sprechen.

Lieber Herr Gute, im Jahr 2016 wagte die Leipziger Messe den Startschuss der DreamHack Leipzig. Wie entstand die Idee?

C.G: Die Idee stammt ursprünglich von Robert Schenker, Gründer und Geschäftsführer von Schenker Technologies. Über die Marke XMG ist das Leipziger Unternehmen bereits seit vielen Jahren mit dem Thema eSports verbunden: als Hersteller von High-End-Gaming PCs und Notebooks, als Sponsor, als Spieler und Fans. Als Fan der DreamHack hatte Geschäftsführer Robert Schenker den Traum einer DreamHack in Deutschland als größtem Gamingmarkt Europas. In der Leipziger Messe sah er einen idealen Wunschpartner, denn sie besitzt eine lange Gaming-Tradition. Von der Idee war man natürlich auch auf unserer Seite sehr angetan, so dass gemeinsam mit Schenker Technologies das Konzept der DreamHack Leipzig entwickelt wurde. Nach dem positiven Feedback von DreamHack AB kam es schnell zur Einigung und Vertragsunterzeichnung. Die Leipziger Messe übernimmt bei der DreamHack Leipzig die Rolle des Veranstalters und Schenker Technologies/XMG beteiligt sich als Mitorganisator.

Alle Partner ergänzen sich optimal: DreamHack AB mit dem einzigartigen Konzept und der Marke DreamHack, die Leipziger Messe mit ihrer Veranstaltungskompetenz im Bereich Gaming und der Erfahrung mit Großveranstaltungen, Schenker Technologies mit dem eSports-Knowhow und Kontakten zur Gaming-Szene.

DreamHack Leipzig ist in eine internationale Turnierreihe eingebunden, die von der DreamHack ausgerichtet wird. Welche Rolle übernimmt die Leipziger Messe in diesem Konstrukt und wie läuft die Zusammenarbeit mit den Schweden?

C.G: Die internationale Turnierreihe DreamHack Open liegt komplett in der Verantwortung der schwedischen DreamHack AB – sowohl was die Auswahl der Teams und Spiele angeht, als auch die Organisation vor Ort. Alles andere wäre auch schwer umsetzbar, schließlich reist die DreamHack Open nach ihrem Jahresauftakt in Leipzig mehr oder weniger um den ganzen Globus. Ein roter Faden lässt sich dann nur beibehalten, wenn ein Veranstalter die Zügel fest in der Hand hält. Wir unterstützen das Turnier in Leipzig technisch und logistisch.

Die weiteren Bestandteile der DreamHack Leipzig, also die Gewinnung von Sponsoren und Partnern, der Ausstellungsbereich DreamExpo mit dem DreamStore, Deutschlands größte LAN-Party und das umfangreiche Eventprogramm, werden komplett von der Leipziger Messe und Schenker Technologies/XMG auf die Beine gestellt. Hier haben wir freie Hand und demzufolge auch die volle Verantwortung. Das hat den großen Vorteil, dass wir das Angebot auf die deutschen Fans und den deutschen Markt zuschneiden können.

Die DreamHack AB ist ein hervorragender Partner mit jungen, dynamischen Leuten, die für Gaming und eSports leben. Entsprechend groß ist ihre Erfahrung in diesem Bereich, die sie gern mit uns teilen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gleichzeitig haben wir genug Freiraum, um der DreamHack Leipzig unseren Stempel aufzudrücken. Das macht die Zusammenarbeit äußerst angenehm und produktiv. Bei vielen Global Brands stimmen wir uns natürlich eng ab, so dass deren Einbindung sowohl für die Veranstaltungsreihe „DreamHack“ insgesamt als auch unsere Leipziger Veranstaltung optimal gelingt.

Was macht DreamHack Leipzig einzigartig?

C.G: Das ganze Flair, die ganze Atmosphäre. Die DreamHack Leipzig ist die Summe ihrer Einzelteile – dazu zählen nicht nur die Angebote und Events, sondern auch die Besucher. Denn im Gegensatz zu großen Messen herrscht hier keine Anonymität, sondern eine geradezu familiäre Stimmung. Viele Fans haben uns gesagt, dass sie sich hier richtig zuhause fühlen. Das liegt daran, dass die DreamHack Leipzig keine klassische Messe, sondern eben ein Festival ist – und bei einem Festival steht das Gesamterlebnis ganz klar im Vordergrund. Deshalb gibt es vielfältige Beweggründe für einen Besuch: Manche wollen eSports-Turniere live erleben, andere möchten die neueste Hardware testen, Streaming-Stars treffen, als Cosplayer umherstreifen oder natürlich drei Tage lang in der LAN zocken. So erlebt jeder seine ganz persönliche DreamHack Leipzig und trotzdem verbindet alle das Thema Gaming. Außerdem ist es uns in Leipzig ganz hervorragend gelungen, neben den beispielsweise auch aus Valencia oder Tours bekannten Bestandteilen DreamExpo oder DreamStore eigene Akzente zu setzen, zum Beispiel mit dem IndieVille für kleine und unabhängige Spieleentwickler oder Angeboten für B2B-Zielgruppen.

Wie können sich Marken in diesem Umfeld platzieren. Welches Beispiel gefiel Ihnen in 2017?

C.G: Unternehmen treffen auf der DreamHack Leipzig auf ein junges und gamingbegeistertes Publikum, das für sein Hobby gern viel Geld investiert – sei es Hardware, Spiele, PC-Zubehör oder Merchandise. Deshalb ist das Festival eine hervorragende Plattform um die eigene Marke zu präsentieren und zu stärken. Mit Aktionen und Events am Stand oder auf der Bühne gelingt das natürlich noch besser. Gamer sind insgesamt sehr markenbewusst und -treu. Gleichzeitig sind sie sehr interessiert an Innovationen, weshalb es sich vor allem auch für junge Unternehmen und Startups lohnt, auf die DreamHack Leipzig zu kommen. Hierfür haben wir mit dem IndieVille sogar einen speziellen Bereich innerhalb der DreamExpo. Neben den Gamern kommen außerdem viele Fachbesucher. In diesem Jahr lag ihr Anteil bei zehn Prozent.

 Die Präsentation war in diesem Jahr bei allen Ausstellern ausgesprochen gelungen. Mit eigenen Shows, Verlosungen und Stargästen setzten sich die Unternehmen hervorragend in Szene, was wiederum der Vielfalt der DreamHack Leipzig extrem zuträglich war. Ein besonderes Highlight war sicherlich der „Gamers‘ Cage“ von Amazon.de, in dem Besucher ein zuvor ganz individuell zusammengestelltes Gamingset aus neuester Hardware, Peripherie und Zubehör ausgiebig testen und erleben konnten.

Auf welche Innovationen dürfen wir uns im Jahr 2018 freuen?

C.G: Im kommenden Jahr werden die Leipziger Messe und Schenker Technologies/XMG erstmals ein eigenes eSports-Turnier auf die Beine stellen. Gespielt wird der Online-Sammelkarten-Klassiker Hearthstone. Zudem wollen wir alle Kernbereiche der DreamHack Leipzig gleichmäßig und behutsam ausbauen – dazu zählt insbesondere auch der B2B-Bereich mit dem ESB eSports-Forum.

Gibt es für interessierte Marken und Sponsoren eine Analyse zu Besucherzahlen, Demographie und weiteren Kennziffern?

C.G: Die gibt es selbstverständlich. Während jeder DreamHack Leipzig findet eine umfangreiche Befragung unter Besuchern und LAN-Teilnehmern statt. Dadurch erhalten wir ein sehr exaktes Bild von allgemeinen Faktoren wie Altersstruktur, Geschlechterverteilung und Herkunft, aber auch von gaming-spezifischen Aspekten, beispielsweise beliebte Spiele, bevorzugte Plattformen oder Genre-Interessen. Interessierten Ausstellern und Sponsoren stellen wir diese Statistiken natürlich gern zur Verfügung.

 Welche Learnings können sie Veranstaltern und Locations aus ihren Erfahrungen mitgeben? Do's and Don'ts im eSport?

C.G: Wichtig ist, dass man Gamer und ihre Bedürfnisse ernst nimmt, denn sie sind zwar eine sehr begeisterungsfähige, aber auch äußerst anspruchsvolle Zielgruppe. Hier haben wir beispielsweise bei der ersten DreamHack Leipzig die Erfahrung gemacht, dass LAN-Teilnehmer in Deutschland mehr Komfort und Organisation erwarten als die Gamer in Schweden, weshalb wir bei der zweiten Veranstaltung in diesen Punkten gezielt nachgebessert haben – was letztlich von der Zielgruppe honoriert wurde.

Essenziell ist außerdem, über die nötige technische und organisatorische Infrastruktur zu verfügen – insbesondere mit Blick auf Stromversorgung und Internetleitung. Wir sind froh, als Leipziger Messe über ein entsprechend modernes Messegelände zu verfügen und jede Menge Erfahrung in der Realisierung solch großer Veranstaltungen zu besitzen, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen.