„Bei uns steht der Skill an allererster Stelle“

Christoph Timm, ehem. EMEA Client Manager von Team Liquid im Interview.

Team Liquid ist eine der führenden internationalen eSport-Organisationen im Multi-Gaming-Bereich mit Trainingszentren in Utrecht und Los Angeles. Mittlerweile zählt Team Liquid mehr als 70 Athleten, die in 13 verschiedenen Spielen um den Sieg kämpfen - darunter die beliebten eSport-Titel Dota 2, League of Legends und CS:GO. Mit dem Sieg bei der Meisterschaft „The International 2017“ in Seattle gewann das Dota-2-Team rund um den deutschen Team-Kapitän Kuro “KuroKy” Salehi Takhasomi das höchstdotierte eSport-Turnier aller Zeiten.

Herr Timm, Sie lieben eSport und haben bei BMW gelernt, wie große Unternehmen denken. Welche Hürden gibt es zwischen den beiden Welten (eSport und z.B. Konzerne) derzeit noch zu überbrücken?

Timm: Ich denke die Hürden für Unternehmen haben in den letzten Jahren definitiv abgenommen, da der eSport mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommt. Meiner Ansicht nach mangelt es noch am allgemeinen Wissensstand über den eSport. Der eSportmarkt ist sehr unübersichtlich und je nach Spiel gibt es für mich sehr unterschiedliche Ansätze, die man als Brand verfolgen sollte. Als weitere Hürde würde ich die Verbindung zur Community sehen. Gerade traditionsreiche Unternehmen sind meist der Auffassung, dass es sehr schwer ist die Zielgruppe authentisch zu erreichen. Sie fürchten, Ihre Markenwerte zu „verletzen“. Ich bin aber der Meinung, dass man für fast jede Marke eine authentische Story erstellen kann, die sich mit ihren Werten vereinen lässt. Natürlich verstehe ich dabei auch, dass ein Spiel wie Counterstrike nicht unbedingt der First Step sein kann. Es gibt aber genügend Alternativen und ich denke, dass auch Shooter in der Zukunft eine größere Akzeptanz bei den non-edemics finden werden.

In Punkto Fanbindung und Wettbewerbserfolg ist Team Liquid eine der erfolgreichsten Multi-Gaming-Organisationen der westlichen Welt. Was machen Sie besser als andere? 
Timm:
 Der Unterschied zu manch anderen Organisationen besteht darin, dass bei uns stehts der Skill an aller erster Stelle steht. Viele Organisationen stellen Spieler ein, die große Influencer sind und Reichweiten generieren, die aber dafür meist nicht zu den Top Spielern gehören. Wir möchten in erster Linie sportlich erfolgreich sein und die Reichweiten kommen dann meist mit den Erfolgen von ganz allein. Meiner Meinung nach sind wir eine der führenden Organisationen, wenn es um das Spieler-Management geht. Die Spieler fühlen sich bei uns wie „Zuhause“. Es herrscht stehts eine sehr offene Kommunikation und dafür zollen uns auch die Fans Respekt. Bestes Beispiel hierfür ist unser Dota Team, welches nun schon seit fast 3 Jahren (ohne Spielerwechsel) zur Weltspitze gehört. Das ist einmalig in der Szene und hängt aber unter anderem auch damit zusammen, dass wir dem Team auch einfach mal eine längere Pause gönnen.

Die Partnerschaft mit SAP zeigt, welchen Stellenwert eSport heute hat. Aber auch Ihr Team profitiert von diesem Sponsor, wodurch? 
Timm:
 Wir entwickeln derzeit mit SAP und unserem Dota Team eine Software, die dem Team aktiv bei der Spielvorbereitung helfen soll. Ein erster Prototyp kam dabei schon zur Vorbereitung auf das „The International 2018“ zum Einsatz. Wir entwickeln die Software derzeit ständig weiter und befinden uns dabei auf einem sehr guten Weg. Im Moment kann ich hier leider nicht weiter ins Detail gehen, aber ich denke SAP hat hier ganz klar eine Vorreiterrolle im eSports mit uns eingenommen.

Worin liegt Ihrer Meinung nach der Schlüssel, dass eSport in der breiten Masse an Bedeutung gewinnt? 
Timm:
 Blickt man Richtung Asien ist der eSport schon länger in der breiten Masse angekommen. Ich denke aber der Einstieg namenhafter Marken ist sicherlich ein Schlüssel um eSport in der „westlichen Welt“ mehr und mehr in die breite Masse zu tragen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist für mich aber auch die politische und gesellschaftliche Akzeptanz. Vermutlich wird sich dieses „Problem“ aber mit den nächsten Generationen immer mehr und mehr in Luft auflösen.