Interview mit Christopher Flato

"Vielleicht haben wir irgendwann 50 Prozent non-endemic Sponsoren im eSport" 

Im Rahmen der ESL Frühlingsmeisterschaft in der Gebläsehalle im Landschaftspark Duisburg hat Redakteur Hauke van Göns Christopher Flato, den PR-Manager und Jugendschutzbeauftragten der ESL zum Interview getroffen. Die ESL Meisterschaft ist die nationale Königsklasse des weltweit größten eSport-Unternehmens ESL in den Spielen Counter-Strike: Global Offensive, League of Legends und FIFA. Gesprochen wurde über die Rolle der ESL Meisterschaft, die Relevanz von branchenfremden Sponsoren für den Esport und was aus die Symbiose von Sponsoren und Szene bedeutet. 

Moin Chris, zum Einstieg erst einmal die Frage: Wieder Gebläsehalle, wieder Duisburg – was ist das besondere an der Location? Was ist das Besondere am Standort und was macht das Event ESL Meisterschaft aus? 

C.F.: Wir sehen es hier ja schon. Die Komposition zwischen dem alten, teils angerosteten Elementen und nebenan direkt die topmodernen PCs. Beides zusammen ergibt einen Charme, den man sonst nirgendwo findet. Der Landschaftspark Duisburg besitzt einen Charakter, den man so nirgends in Deutschland ein zweites Mal finden kann. Und warum wieder hier? Wir waren eigentlich mit der Arcade One (Gamingmesse in Dortmund, welche kurzfristig abgesagt wurde, Anm. d. Red.) verplant. Das Event wurde bedauerlicherweise abgesagt, weshalb wir zwangsweise umplanen mussten. Glücklicherweise haben sich die Kollegen hier aus dem Landschaftspark an uns erinnert und wussten noch, wie gut das Event letztes Jahr war. Deswegen haben sie uns dann kurzfristig noch einmal die Gebläsehalle zur Verfügung gestellt. 

Ein Kritikpunkt der vor der Eventverlegung aus der Community kam, war der hohe Ticketpreis für die Arcade One. Der lag bei 30 Euro für ein Tagesticket, obwohl es nur ein oder zwei ESL-Meisterschafts-Spiele live gegeben hätte. In wieweit seid ihr auch froh, dass ihr das ganze hier in Duisburg für weniger Eintritt (10 Euro, Anm. d. Red.) machen könnt? 

C.F.: Ja, die Preise waren deutlich höher. Dafür hatte man dort natürlich das ganze Messeerlebnis im Ticket inbegriffen. So hat man nicht nur die ESLM-Spiele gesehen, sondern konnte sich auch für andere Sachen des Esport und Gamings begeistern. Bekannte YouTuber wie Rocket Beans TV, PietSmiet und Sarazar hatten zugesagt. Das ist natürlich auch ein Erlebnis, das man nicht für fünf oder zehn Euro bekommt. Es war aber tatsächlich so, dass viele Leute die Tickets gekauft haben, um eben nicht nur Esport zu erleben. Dass wir im Endeffekt wieder hier in Duisburg gelandet sind, hat natürlich viele gefreut, die sich nur auf den Esport konzentrieren wollten. Wir sind an beiden Tage ausverkauft, erwarten also sogar mehr Leute als im letzten Jahr. Da sind wir natürlich sehr zufrieden mit. 

Ist das ein bisschen der Weg, den die ESLM in Zukunft gehen möchte? Sich mehr für das Breitengaming oder die Casualgamer zu öffnen und so ein breiteres Publikum als nur die Esportenthusiasten zu erreichen? 

C.F.: Der Charakter der ESLM war schon immer, dass man sehr experimentierfreudig war. Wir haben damals das erste Mal ein Open-Air-Festival gewagt. Das hat vorher auch niemand in diesem Rahmen gemacht. Wir blicken mit der ESL Meisterschaft und dem Vorgänger EPS (ESL Pro Series) auf 15 Jahre Esport-Geschichte zurück und haben den einen oder anderen Meilenstein gesetzt, welche den Esport zu dem machen, was er heute ist. Eines unserer Ziele ist es selbstverständlich mehr als nur die Coregruppe zu erreichen, damit man auch mit zusätzlichen Elementen neue Leute anlocken kann. Das beste Beispiel ist das Streetfood-Festival, das gleichzeitig hier im Landschaftspark stattfindet. Das lockt auch ein Klientel in die Hallen, das man sonst wahrscheinlich nicht bekommen hätte. Davon profitieren wir und auch das Festival. Da kann man auch in Zukunft eine super Symbiose eingehen. 

Du hast gerade von Symbiose gesprochen. Das hört man häufig auch im Zusammenhang mit Sponsorenakquise. Der Esport erlebt einen extremen Sponsorenboom. Die ESLM selber hat Wüstenrot, Gerolsteiner und Warsteiner als Partner gewonnen. Wie siehst du die Entwicklung und wie sehr braucht der Esport auch branchenfremde Sponsoren? 

C.F.: Der Esport braucht sowohl die non-endemic als auch die endemic-Brands. Wir sehen den Trend seit zwei oder drei Jahren, dass mehr und mehr non-endemic Brands in den Esport einsteigen. Das ist sowohl für das Image als auch die Liquidität des elektronischen Sports wichtig. Mit Partnern wie Wüstenrot, Warsteiner oder Gerolsteiner (ebenfalls neuer ESLM-Sponsor) kann man solche Events hier vermehrt organisieren. Wenn traditionsreiche deutsche Unternehmen hinter unserem Event stehen und sich wie beispielsweise Wüstenrot für ganze drei Jahre binden, dann sendet das ein deutliches Signal. Eben nicht nur an die Zuschauer, sondern auch an andere Sponsoren, die dadurch ebenfalls wieder angelockt werden. Ich denke, es wird weiter in die Richtung gehen, sodass wir vielleicht ein 50-50-Verhältnis haben. 50 Prozent non-endemics und 50 endemic Brands, die sich aus dem Gaming, Hard- oder Softwarebereich an uns koppeln.

Welche Gefahren siehst du bei dem Einstieg von branchenfremden Sponsoren? 

C.F.: Ich denke, es gibt immer eine Kennenlernphase, in welcher man sich an ein Thema herantasten muss. Meiner Meinung nach bringen erfolgreiche non-endemic Brands wie zum Beispiel Wüstenrot, Audi oder Coca Cola auch Erfahrungswerte mit, die sie sich nach langjährigen Verhandlungen angeeignet haben. Es ist nur natürlich, dass eine neue Thematik und Branche erstmal studiert werden muss, bevor ein ganzheitlicher Einstieg erfolgt. Bei Wüstenrot hatten wir das ähnlich. Die erste Kooperation war auf eine Saison beschränkt und wurde dann entsprechend verlängert. Ein Modell, welches andere Brands ebenfalls fahren. 

Nun sind nicht nur branchenfremde Sponsoren reingekommen, sondern auch große Medienhäuser, die nicht viel mit dem Esport am Hut hatten. In diversen großen Sportredaktionen gibt es Esportabteilungen. Früher waren hier nur Esportmedien, heute auch größere Sender. Inwieweit hat sich das Interesse an der ESLM entwickelt? 

C.F.: Wir sehen das besonders auf den Veranstaltungen. Egal ob das die ESLM oder ESL One ist. Es sind mehr und mehr General-Interest-Medien, die vor Ort berichten. Ob das nun eine Sportschau, das ZDF Morgenmagazin, ProSieben oder die FAZ ist. Bei lokalen Veranstaltungen wie hier in Duisburg ist natürlich auch die lokale Presse vor Ort. Dass solche Lokalnachrichten oder TV-Stationen über das Event erzählen, Berichterstattung liefern und nicht nur noch über das Phänomen schreiben, ist ein Schritt, den wir vor drei oder vier Jahren so nicht erwartet hätten. Das ist eine Chance, die sich uns bietet, den Esport weiter salonfähig zu machen und weiter im Mainstream zu etablieren.